Tuesday, July 22, 2014

Pietro Perugino: Kreuzigung mit Maria und Hl. Johannes Evangelist, linker Flügel: Hl. Hieronymus, rechter Flügel: Hl. Maria Magdalena


"Dieses Bild von
Perugino, dem Lehrer Raffaels, bitte ich Sie, daraufhin zu betrachten, wie nun
wirklich die Raffaelische Kunst herauswächst aus Vorgängern. Gerade bei
Perugino haben wir zu sehen, wiederum, ich möchte sagen ein neues Element
auftreten: tiefe Religiosität, die sich nun in das Kompositionelle hereinzubringen
versucht und die sich verbindet mit einer gewissen architektonisch wirkenden
Phantasie, worauf ja dann vielfach die Größe Raffaels gerade beruht."

R. Steiner

Leonardo da Vinci - Madonna Litta

Friday, July 18, 2014

Giotto - Die Gerechtigkeit und Die Ungerechtigkeit (Справедливостта и Несправедливостта)



Giotto di Bondone - Der Tod des Heiligen Franz von Assisi



"Wir werden unmittelbar erinnert
durch die Innigkeit, die darinnen ist, an die schöne Tatsache, die ja aus
dem Leben des Franz von Assisi bekannt ist, daß er, lange arbeitend, sein Lied
auf die Natur geformt hat. In dem Liede auf die Natur, dem großen schönen
Hymnus, spricht Franz von Assisi überall von seinen «Geschwistern» - von
der Schwester Sonne, von dem Monde, von den übrigen Planeten, von den
Erdenwesen; alles, was er in liebevoller realistischer Hingabe, seelisch realistischer
Hingabe mit der Natur gefühlt hat, ist in wunderbarer Weise in diesen
Hymnus zusammengenommen. Dieses unmittelbare Verbundensein mit der
Erdennatur und dem, was in der Erdennatur lebt, das drückt sich besonders
in einer Tatsache sehr schön aus: darinnen, daß die letzte Strophe erst in den
allerletzten Lebenstagen des Franz von Assisi entstanden ist, und diese letzte
Strophe ist gerichtet an den «Bruder Tod». Man sieht, Franz von Assisi konnte
den Bruder Tod erst besingen in dem Augenblicke, als er selber auf dem
Totenbette lag, in dem Augenblicke, da er seinen Brüdern die Aufforderung
erteilte, sie sollen von den Freuden des Todes in seiner Umgebung singen, wo
er sich fühlte aufgehend in die Welt, in die er aufgenommen werden sollte. Wie
Franz von Assisi alles das, was ihn verband mit der Welt, unmittelbar nur aus
dem realistischen Erdenleben heraus, aus dem gegenwärtigen Erleben heraus
wiedergeben konnte und wiedergeben wollte, empfinden wollte, das zeigt sich
in der Tatsache so schön, daß er, währenddem er alles übrige früher besang,
den Tod erst besang, als er selber dem Tode nahe war. Das Letzte, was er
diktiert hat, ist diese letzte Strophe dieses großen Lebenshymnus auf den
Bruder Tod, wie der auf sich selbst gestellte Mensch sich Christus mit dem
menschlichen Leben verbunden denkt. Ich glaube, man kann es nicht schöner
sehen - zugleich verknüpft eben mit der durch Franz von Assisi schon hereinstrahlenden
Anschauung des menschlichen Lebens, die ganz anders geworden
war, als es in früheren Zeiten war - als aus einem solchen Bilde heraus, in
dem man, ich möchte sagen unmittelbar sieht, wie Giotto in derselben Auffassungs-
Aura lebt wie Franz von Assisi selber."

Rudolf Steiner GA 292

Thursday, July 17, 2014

Giotto (di Bondone) : St. Francis Preaching to the Birds

Cimabue: Thronende Madonna mit acht Engeln und vier Propheten

http://www.malerei-meisterwerke.de/bilder/cimabue-thronende-madonna-mit-acht-engeln-und-vier-propheten-01769.html



"Sie sehen überall, wie zum Beispiel das menschliche Auge so gezeichnet
ist, daß man sieht: es ist nicht abgezeichnet, sondern es ist aus einem fühlenden
Nachempfinden der Kräfte heraus charakterisiert, von denen man glaubte, daß
sie an der organischen Einprägung des Auges beteiligt sind. Die innere Tätigkeit
des Auges ist es, die nachgefühlt wird und aus der heraus diese Dinge
geformt sind; es ist, man möchte sagen plastisch gedacht und auf die Fläche
hin im Geiste projiziert. Dabei liegt immer - man sieht es diesen Bildern noch
an - der Begriff, der im orientalischen Leben viel mehr vorhanden ist als im
Abendlande, der anzutreffen war in der nächstfolgenden Zeit, der Begriff des
durch Mächtigkeit, durch Reichtum aus einer fernen Welt Hereinwirkenden
vor. Wenn man diese Bilder mit ihrem Goldgrunde auf sich wirken ließ in der
damaligen Zeit, so hatte man vor allen Dingen das Gefühl, daß ein Mächtiges,
ein die Menschen Überwältigendes aus einer fernen Welt hereinwirkt; daß, was
sich da auf der Erde an Menschengewühl abspielt, eigentlich nur da ist, um
beschienen zu werden von den Impulsen, die von außerirdischer Realität
ausgingen, die man sich in dieser Weise verwirklichte."

R. Steiner

Wednesday, July 09, 2014